Fiona

Gegen Mittag ging der Alarm bei uns ein. Die kleine Fiona ist geboren – ich rief sofort im Krankenhaus an. Dort sagte man mir, sie sei ein wunderhübsches Mädchen und die Eltern wünschten sich Bilder von ihr. Da die Mama aber noch in den OP musste, entschieden die Hebamme und ich, dass ich gegen 15 Uhr nochmal anrufe, denn die Eltern wollten gerne dabei sein, wenn ich ihre kleine Tochter fotografiere. So fuhr ich zu um 16 Uhr in die Klinik.

Zu dem Zeitpunkt wissen wir Fotografen selten, was in den Tagen zuvor passiert ist.

Fiona war ein absolutes Wunschkind. Schon seit 4 Jahren war sie sehnlichst erwartet.

Die kleine Maus hat es mit ihrer Ankündigung „da zu sein“ schon ein bisschen spannend gemacht, denn eigentlich hätte die Mama durch das fehlende Gelbkörperhormon gar nicht schwanger werden können. Seit 4 Jahren probierten die lieben Eltern schwanger zu werden, es war zwischendurch für die kleine Familie eine sehr schwere Zeit.  Als dann aber auch der zweite Test ein eindeutiges Ergebnis zeigte, war es sicher! Ein kleines Leben wächst im Bauch der Mama heran. Leider gab es beim Besuch des Frauenarztes keine guten Nachrichten, denn sie sagte, sie kann keinen Dottersack erkennen und riet ihr eine Abtreibungspille zu nehmen – das kam für die Eltern nicht in Frage. Zu sehr war das positive Ergebnis der beiden Schwangerschaftstests in ihren Köpfen. Dennoch musste es weitergehen und bei einem Vorgespräch zur Ausschabung die Überraschung: Der Dottersack war zu sehen. Alles war in Ordnung.  Ihr Lieben.. dieses Gefühl des Glückes nach der ganzen Zeit können wir alle glaube ich nur zu gut nachvollziehen.

Fiona wuchs heran, während der ganzen Schwangerschaft ging es ihr gut.

Bei einem Routinetermin am 27. 01. stellte die Frauenärztin drei Wochen vor dem Entbindungstermin fest, dass die kleine Fiona einen Tick zu klein ist. „Es ist kein Notfall, Fiona hat die 37. SSW erreicht – fahren Sie bitte dennoch zur Kontrolle in die Klinik“, sagte unsere Ärztin.

„Ich musste mich auf dem Weg nach Hause mehrfach übergeben – ich hatte das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmte“, berichtete mir die Mama. Wir holten uns für eine Woche später den Termin in der Klinik. Das schlechte Gefühl blieb. Die Eltern wiegten sich aber doch irgendwie in Sicherheit, da ja bis auf die Größe alles in Ordnung schien.

„Im Nachhinein betrachtet wissen wir, dass Steffi unsere kleine Fiona am 29.01. zum letzten Mal wirklich gespürt hat“, so der Papa. Die Mama sagte mir: „Ich bin in dieser Nacht aufgewacht und hatte das Bedürfnis auf den Balkon zu gehen. Ich atme tief durch – ich brauchte die frische Luft in meinem Körper. Es schneite in der Nacht. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich wusste: Fiona ist gegangen.. Ich sah hinab in den frisch gefallenen Schnee und sah Fußspuren – wahrscheinlich von einem Tier...aber mein Gefühl sagte mir in dem Moment.. sie geht nun von uns... das sind ihre Spuren...

Ich versuchte dieses Gefühl von mir zu weisen, denn es hieß ja immer: Es ist alles ok... Die Obduktion später ergab: Fiona ist am 29.01. von uns gegangen...“

Die Tage danach habe ich Fiona nicht mehr gespürt. Ich versuchte mich zu beruhigen, mir einzureden: Es ist alles in Ordnung.

Am 02.02. hatten wir einen Termin in der Klinik. Beim Anbringen des CTG gab es „Schwierigkeiten“, die Schwester rief einen Arzt, um mit Hilfe eines Ultraschalls die CTG-Sensoren richtig setzen zu können. Vorher sagte sie mir aber, sie können einen Herzschlag hören und da es zwei Wochen zuvor auch etwas gedauert hat, bis das CTG übertragen hat, habe ich mir keine Sorgen gemacht. Der Arzt kam. Aber auch das Gerät übertrug nicht. Die Mama berichtet mir: „Ich habe mich aufgrund der Aussage der Schwester nicht zu Panik verleiten lassen. Sie hatte den Herzschlag ja gehört."

Der zweite Arzt schaute mich an uns sagte, er kann keinen Herzschlag feststellen. Fiona ist tot.

"Ich brach komplett zusammen. Im Nachhinein gesehen, war es mein Puls, den die Schwester gehört hatte. Ich hatte es schon vorher gespürt, habe mir aber eingeredet, es sei alles ok.

Wegen der Corona Situation durfte mein Mann nicht mit zu der Untersuchung. Ich war ganz allein. Ich war nicht in der Lage zu telefonieren, hatte „Angst“ es meinem Mann zu sagen... ihm diesen Schmerz zuzufügen. Es klingt seltsam, aber ich war dankbar, dass die Schwestern ihn anriefen. Allerdings sagten sie ihm nicht, was passiert war. Im Nachhinein gut, denn wer weiß, wie er die Autofahrt hätte überstehen sollen mit dem Wissen, dass sein kleines Baby nicht mehr lebte. Als er mich sah, war es ihm sofort klar.

Die Welt brach für uns zusammen. Dieses ungute innere Gefühlt, welches ich seit einer Woche hatte... es hat mich nicht getäuscht.

Wir riefen verzweifelt unsere Eltern an und entschieden uns in der Klink zu bleiben und die Geburt von Fiona in die Wege zu leiten."

Am 04.02. kam unsere kleine wunderhübsche und eigentlich gesunde Tochter auf die Welt. Mein Mann durfte die Nabelschnur durchschneiden und dann wurde mir Fiona auf die Brust gelegt. Mein Baby war da. Sie war so wunderhübsch. Leider musste ich nochmal in den OP. Die Schwestern haben unsere Kleine angezogen – ihren Strampler hatten wir mit in die Klinik genommen. Mein Mann hatte Fiona während der OP auf den Arm“.

Ihr Lieben.. diese Momente zerreißen mir jedes Mal das Herz. Sich kennenlernen und verabschieden... Sein kleines Kind zu sehen und versuchen, sich jedes Detail einzuprägen... Mit dem Wissen, dass man es ganz bald ganz gehen lassen muss...

„Als ich aus dem OP kam, wurde mir mitgeteilt, dass Tanja um 16 Uhr zu uns kommt und die Fotos von unserer kleinen Tochter Fiona macht.  Ich hatte schon vorher viel auf ihrer Seite über die Fotografie von Sternenkindern gelesen und war irgendwie dankbar, dass sie es war, die uns diese wertvollen Erinnerungsbilder macht."

Als ich im Kreißsaal ankam, wurde ich zu der anderen Station gebeten, da die Mama bereits verlegt wurde. Beim Betreten des Zimmers lag die kleine Fiona im Arm der Mama, der Papa und die Oma und der Opa waren mit im Zimmer. Das hat mich sehr berührt, zum Einen weil es so auch den Großeltern möglich war, ihre kleine Enkeltochter kennenzulernen, zum Anderen, dass die Klinik es in dieser Zeit mit den Coronaauflagen möglich gemacht hat. Kurze Zeit später kam auch noch die zweite Oma hinzu.. sie haben Fiona gestreichelt, sie angeschaut.. Auch konnte ich die Großeltern mit Fiona zusammen fotografieren.

Die Mama berichtet: „Wir haben während des Aufenthaltes sehr viel Mitleid erfahren. Dann kam Tanja und war „so normal“. Sie fragte, was passiert sei und dann hat sie die Fotos mit uns gemacht“.

Die Mama schreibt mir: "Du hattest keine Berührungsängste und du hast mir das Gefühl gegeben, dass es schon irgendwie alles gut ist, wie es gerade ist. Unsere kleine Fiona hat sich einfach dafür entschieden, wieder von uns zu gehen und du bist voller Respekt mit unserer kleinen Tochter und mit uns umgegangen. Was ich auch toll fand: Du hast nicht nach tröstenden Worten gesucht, sondern hast einfach gemacht! Das hat uns in der Situation sehr geholfen."

Ihr Lieben..  Wenn ich zu einem Einsatz bin, dann rede ich tatsächlich auch mit dem Kind. Ich versuche ganz „normal“ zu sein.. ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll... Ich weiß, dass dieser Moment für die Eltern mit ihrem Kind der wertvollste für immer sein wird... und ich darf diese Zeit für sie für immer festhalten. Trotz der ganzen Trauer und der Verzweiflung freuen sich die Eltern, ihr kleines Baby endlich in den Armen halten zu dürfen.. nur für eine kurz Zeit, aber sie haben die Möglichkeit sich ein Stück kennenzulernen. Diese Zeit ist so wichtig.

Die Mama schreibt mir weiter: "Jetzt haben wir diese wunderschönen Fotos bei uns in der Wohnung hängen und eine Collage von Fiona habe ich immer unter meinem Kopfkissen, so bekommt sie jeden Abend von mir einen Guten-Nacht-Kuss. Das Gegenstück von ihrem Stoffherz ist auch zusammen mit einem kleinen Foto in meiner Geldbörse, so hab ich sie immer dabei! Das ist so wichtig für mich! Hättest du keine Fotos gemacht, dann hätte ich diese Möglichkeit, die mir so sehr hilft, nicht!

Noch mal vielen, vielen Dank!!!!

Und dann hast du noch was ganz Tolles gemacht. Nichts ahnend stöbere ich auf Instagram und fand dein Profil, guckte da ein bisschen drauf rum und sah, dass du am 4.2 an Fiona und leider noch an ein anderes Sternchen gedacht hast! Es war anonym und dennoch wusste ich anhand des Datums sofort: Du sprichst von unserer Tochter.  Es war so ein schönes Gefühl, dass sie nicht vergessen ist!!! Ich wiederhole mich aber es ist so hilfreich, dass du so „normal“ mit diesen kleinen Wunderwesen und deren Eltern umgehst.

Noch mal vielen, vielen Dank!"

Tilly, Fiona von oben und Steffi

Einsatzbericht von Bo's Mama

Am 5.2. bin ich mit meinem Partner Jan gegen 21.00 Uhr ins Krankenhaus gefahren. Seit circa 17.00 Uhr hatte ich Wehen, welche ich erst nicht als solche einordnete. Die Regelmäßigkeit war irgendwann sehr auffällig und wir fuhren los. Da ich seit Monaten ständig Blutungen hatte und auch schon mehrfach im KH war, wo es dem Kleinen immer gut ging, war ich dieses Mal zum ersten Mal entspannt und dachte, es wird schon alles gut sein. Im Untersuchungszimmer wollte die Ärztin ausschließen, dass ich kein Fruchtwasser verliere. Als sie das sagte, habe ich das weitere Szenario irgendwie schon vor mir gesehen. Sie machte einen Ultraschall, das Herz des Babys schlug, aber es war kaum noch Fruchtwasser vorhanden. Mein ganzer Körper fing an zu zittern. Es wurden weitere Tests gemacht und eine weitere Ärztin kam und untersuchte mich. Ich wäre gerne optimistisch geblieben, hatte aber sofort dieses Bauchgefühl, dass es nicht gut ausgehen wird. Sie erklärte uns dann, dass, wahrscheinlich durch Bakterien, mein Blasensprung verursacht wurde, und dass es sehr wahrscheinlich ist, dass das Baby in den nächsten drei Tagen zur Welt kommt.
Ich war Ende der 21. SSW, viel zu früh also. Sie erklärte uns, dass das Baby noch nicht überlebensfähig sei. Sie ließ uns kurz alleine, ich weinte viel und dachte, ich sei im falschen Film.

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Ein sehr bewegender Bericht einer Mama…

Wir haben lange versucht schwanger zu werden, immer ohne Erfolg. Nach 2 Jahren haben wir dann die Kinderwunschklinik kontaktiert. Wir haben dort eine Icsi Behandlung im Oktober 22 begonnen, alles verlief ohne Komplikationen, es wurden mir 2 Eizellen eingesetzt, die auch gleich den richtigen Weg gefunden haben und ich direkt beim ersten Versuch schwanger war. Die Freude war so unbeschreiblich schön, alles so unfassbar. Beide Eizellen hatten es geschafft - wieder war die Freude groß, alles schien so einfach.

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Einsatzbericht Karl

Mein emotionalster Einsatz, den ich je hatte…


Als die Einsatzanforderung einging, dachte ich nur: Hoffentlich hat jemand meiner lieben Kollegen:innen Zeit, denn mein Tag war so voll, dass ich es mir nur schwer vorstellen konnte, an dem Tag eine Familie zu begleiten.

 

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