Desis erster Einsatz

Heute erzählt Gründungsmitglied und Fotografin Desi von ihrem emotionalen ersten Einsatz:

"Ich bin seit fast drei Jahren Sternenkind-Fotografin und möchte euch heute erzählen, wie es dazu gekommen ist und wie ich mich bei meinem ersten Einsatz gefühlt habe.
Ich möchte damit zum einen zeigen, dass wir auch nur Menschen sind und dieses Ehrenamt auch für uns nicht immer einfach ist, ich will aber auch Fotografen Mut machen, die sich vielleicht mit dem Thema beschäftigen und dieses Ehrenamt in Erwägung ziehen.

Es war Anfang 2019, als ich in Facebook verlinkt wurde. Es wurden Sternenkind-Fotografen gesucht und da ich bereits vor einiger Zeit die Fotografie als meine Leidenschaft und damit Hobby erkannt hatte, wurde ich von einer Freundin verlinkt. Ich klickte den Beitrag an – es war ein Video zu sehen, in dem eine Sternenkind-Fotografin von ihren Einsätzen berichtete. Mir liefen Tränen aus den Augen und ich klickte den Beitrag schnell weg. In meinem Kopf kamen aber plötzlich unheimlich viele Gedanken auf. Mir war einfach nicht bewusst, dass  Kinder vor der Geburt versterben können. Versteht mich nicht falsch, ich habe da einfach nur nie vorher drüber nachgedacht. Mich hat das unheimlich traurig gemacht.

Tagelang ging mir das Thema durch den Kopf, ich informierte mich über Sternenkinder und insbesondere die Sternenkind-Fotografie, bis ich dann irgendwann meinen Mann fragte, was er davon hielte, wenn ich Sternenkinder fotografierte. Er schaute mich an und erkundigte sich, was das genau bedeuten würde. Nachdem ich es ihm erklärt hatte, schwieg er erstmal einen Augenblick... Es hat dann gefühlt noch eine Ewigkeit gedauert, bis ich mich getraut habe, meine Bewerbung abzusenden.

Die kommenden Tage waren für mich nervenaufreibend. Obwohl ich noch keinen Einsatz gefahren war, lagen meine Nerven blank. Ich schrieb ja bereits, dass mir nicht bewusst war, dass Kinder vor der Geburt versterben können. Nachdem mir das aber klar geworden war, erwischte es mich wieder kalt , denn es war mir auch nicht bewusst, dass dies eben gar nicht so selten vorkommt!

Dann kam der Tag, an dem es in Kiel einen Einsatz gab und die Kieler Fotografen keine Zeit hatten. Ich nahm den Einsatz an. Ich packte meine Tasche. Ich setzte mich ins Auto und fuhr in Richtung Autobahn. Doch dann hielt ich vor der Autobahn-Auffahrt auf dem Standstreifen an und überprüfte nochmal, ob ich auch an alles gedacht hatte! Dann erst fuhr ich zurück auf die Autobahn.

Es war ein warmer Tag Anfang Juni und ich musste das Fenster öffnen, weil mir so heiß war. Die gesamte Fahrt über hatte ich mit einem mulmigen Gefühl zu kämpfen. Kurz vor Kiel fuhr ich nochmal von der Autobahn ab, um zu überprüfen, ob nicht doch jemand aus Kiel den Einsatz übernehmen wollte und ich umdrehen konnte. Leider nein - aber ich spürte auch, dass dies mein erstes Sternenkind sein sollte. Ich spürte, dass dies mein erster Einsatz sein soll und ich spürte, dass ich es schaffen würde!

Im Krankenhaus angekommen überkam mich kurz die Übelkeit, weil ich mir doch wieder unsicher wurde. Und dennoch sagte ich mir, dass ich es jetzt einfach tun würde!

Ganz selbstbewusst betrat ich die Station und meldete mich an: „Hallo, mein Name ist Desiree Pundschus und ich bin SternenkindFotografin!“
Ich behaupte mal, dass ich mit durchgedrücktem Rücken sehr selbstbewusst dastand. Der Anfang war schon mal sehr professionell von mir gelöst und ich war innerlich ganz stolz auf mich. Man brachte mich dann mit dem kleinen Sternenkind in ein Zimmer. Eine Hebamme war noch dabei und dann standen wir da und alle Professionalität verließ mich plötzlich. Ich schaute der Hebamme in die Augen und sagte ihr, dass ich noch nie in meinem Leben einen toten Menschen gesehen hätte, dies mein erster Einsatz wäre und ich mich unsicher fühlte. Sie sah mich freundlich lächelnd an und versicherte mir, dass das kein Problem wäre, sie bliebe einfach bei mir und wir würden das gemeinsam machen.

Während ich die Bilder von dem kleinen Mann machte, habe ich ehrlich gesagt gar nicht viel nachdenken müssen. Nur als ich dann später im Auto auf der Heimfahrt saß, da gingen mir immer wieder die traurigen Eltern durch den Kopf. Für mich war es unbegreiflich, dass Eltern mit so einem Verlust umgehen können müssen.

Und so habe ich am 01.06.2019 das erste Mal einer traurigen Familie diese wichtigen Erinnerungen an ihr Sternenkind schenken dürfen.

Als ich dann nach dieser langen Heimfahrt zu Hause ankam, habe ich die Fotos umgehend gesichert. Ich hatte solche Angst, dass ich die wertvollen Bilder verlieren könnte, dass etwas passieren könnte. Ich brauchte ein paar Tage, bis ich die Bilder bearbeiten konnte. Die Abzüge für die Eltern bestellte ich dann aber direkt.

Ein paar Tage später erhielt ich die Bilder und verpackte sie schön in einem kleinen Paket für die Eltern. Auch einen der Engel, mit dem ich den kleinen Mann fotografiert hatte, packte ich mit in das Päckchen.
Als ich den Umschlag für die Eltern in den Briefkasten steckte, da strahlte ich aber innerlich richtig, weil ich so stolz auf mich war.

Die Nacht nach dem Einsatz war für mich sehr unruhig. Immer wieder träumte ich von dem Sternchen, seinen traurigen Eltern und dem Kreißsaal. Das hielt tatsächlich auch noch ein paar Nächte an. Aber irgendwann wurde es besser.

Auch wenn ich etwas Zeit brauchte, bis ich den zweiten Einsatz annahm, so wusste ich von diesem Zeitpunkt an, dass dies mein Herzens-Ehrenamt ist!

Seit diesem ersten Einsatz führe ich mein Erinnerungsbuch. Jedem von mir fotografierten Sternenkind widme ich eine Doppelseite mit meinen Gedanken zum Einsatz. Für die Eltern schaffen wir Erinnerungen, aber auch als Fotografin möchte ich nicht, dass meine Erinnerungen verblassen."

Danke für Deine Einblicke, Desi, schön, dass Du bei uns bist!

 

Einsatzbericht von Bo's Mama

Am 5.2. bin ich mit meinem Partner Jan gegen 21.00 Uhr ins Krankenhaus gefahren. Seit circa 17.00 Uhr hatte ich Wehen, welche ich erst nicht als solche einordnete. Die Regelmäßigkeit war irgendwann sehr auffällig und wir fuhren los. Da ich seit Monaten ständig Blutungen hatte und auch schon mehrfach im KH war, wo es dem Kleinen immer gut ging, war ich dieses Mal zum ersten Mal entspannt und dachte, es wird schon alles gut sein. Im Untersuchungszimmer wollte die Ärztin ausschließen, dass ich kein Fruchtwasser verliere. Als sie das sagte, habe ich das weitere Szenario irgendwie schon vor mir gesehen. Sie machte einen Ultraschall, das Herz des Babys schlug, aber es war kaum noch Fruchtwasser vorhanden. Mein ganzer Körper fing an zu zittern. Es wurden weitere Tests gemacht und eine weitere Ärztin kam und untersuchte mich. Ich wäre gerne optimistisch geblieben, hatte aber sofort dieses Bauchgefühl, dass es nicht gut ausgehen wird. Sie erklärte uns dann, dass, wahrscheinlich durch Bakterien, mein Blasensprung verursacht wurde, und dass es sehr wahrscheinlich ist, dass das Baby in den nächsten drei Tagen zur Welt kommt.
Ich war Ende der 21. SSW, viel zu früh also. Sie erklärte uns, dass das Baby noch nicht überlebensfähig sei. Sie ließ uns kurz alleine, ich weinte viel und dachte, ich sei im falschen Film.

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Ein sehr bewegender Bericht einer Mama…

Wir haben lange versucht schwanger zu werden, immer ohne Erfolg. Nach 2 Jahren haben wir dann die Kinderwunschklinik kontaktiert. Wir haben dort eine Icsi Behandlung im Oktober 22 begonnen, alles verlief ohne Komplikationen, es wurden mir 2 Eizellen eingesetzt, die auch gleich den richtigen Weg gefunden haben und ich direkt beim ersten Versuch schwanger war. Die Freude war so unbeschreiblich schön, alles so unfassbar. Beide Eizellen hatten es geschafft - wieder war die Freude groß, alles schien so einfach.

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Einsatzbericht Karl

Mein emotionalster Einsatz, den ich je hatte…


Als die Einsatzanforderung einging, dachte ich nur: Hoffentlich hat jemand meiner lieben Kollegen:innen Zeit, denn mein Tag war so voll, dass ich es mir nur schwer vorstellen konnte, an dem Tag eine Familie zu begleiten.

 

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