Alina - ein spontaner Einsatz am Wochenende.

Ich freute mich auf ein entspanntes Wochenende. Mein Mann musste am Samstag irgendwie nach Heiligenhafen kommen. Da das mit der Bahn schwierig war, beschlossen wir, dass ich ihn mit dem Auto hinbringe, wir uns dort einen schönen Tag machen und ich abends wieder alleine zurückfahre.

Ich nutzte die Gelegenheit und buchte mir am Morgen noch spontan eine Karte für die Karl-May-Festspiele, die mich aus irgendeinem Grunde in meine Kindheit zurück versetzte, obwohl ich erst als Erwachsene das erste Mal dort war. Ich nahm nur ein Zoomobjektiv mit für die Kamera, mehr brauchte ich dort nicht. Ohne, dass ich es wirklich bewusst registrierte, packte ich auch noch mein 35er-Objektiv ein.

Als wir auf der Hin Tour an einem Krankenhaus vorbeikamen, dachte ich: „Das Krankenhaus hier hat schon lange keinen SternenkindFotografen angefordert! Wie gut“.

Schon fast in Heiligenhafen angekommen, bekam ich über mein Handy einen Alarm. Eine Anforderung für die Fotografie eines Sternenkindes. Ich konnte es anfangs nicht glauben - das Krankenhaus, an das ich gerade gedacht hatte, hatte uns gerufen. „Das darf doch nicht wahr sein“, dachte ich. Ein kleines Mädchen hatte sich viel zu früh in der 21. SSW auf den Weg gemacht - sie hatte keine Chance. Ein paar Wochen noch und sie hätte zumindest eine Chance auf Leben gehabt. Ich hoffte inständig, dass sich ein Fotograf meldet, der dieses kleine Sternenkind fotografieren könnte. Ich konnte nicht direkt umdrehen und war auf einen Einsatz überhaupt nicht vorbereitet. Ich hatte überhaupt nichts für einen Einsatz dabei, an das Objektiv dachte ich in dem Moment gar nicht! Außerdem hatte ich gerade zwei Tage vorher einen sehr anstrengenden Einsatz, mit dem ich emotional noch nicht abgeschlossen hatte.

Im Forum blieb es ungewöhnlich still. Eine Weile verfolgte ich, was sich dort tat. Aber ich ahnte schon, dass es mein Sternenkind werden würde. Ich bin zwar inzwischen eine erfahrene SternenkindFotografin, aber ehrlich gesagt, traute ich mir so einen Einsatz ohne jegliches Equipment nicht zu. Ich hatte sonst immer eine große Tasche mit Tüchern, Erinnerungsstücken, Mützchen, etc. dabei. Von meinem Outfit mal abgesehen. So gehe ich normalerweise nicht zu trauernden Eltern. Ich war ja auf dem Weg zu den Karl-May-Festspielen. Aber mit den Eltern zusammen hätte ich wenigstens ein paar Motive, die funktionieren sollten, dachte ich mir. Also schrieb ich ins Forum, dass ich um 18 Uhr bei den Eltern und ihrem Kind sein könnte. Zwischenzeitlich hatte ich mich erinnert, dass ich ja wenigstens mein 35er Objektiv dabeihatte. Die Koordinatorin meldete mich netterweise im Krankenhaus an. Der entspannte Nachmittag war ehrlich gesagt dahin. Meine Gedanken waren woanders. Bei den Eltern, die sich gerade von ihrem kleinen Mädchen verabschiedeten. Ich versuchte wenigstens noch ein paar Tücher aufzutreiben, aber für das Mädchen hatte ich nichts Passendes gefunden. Ein weißes Tuch ergatterte ich in einer Jungspackung. Auf dem Weg zum Auto suchte ich die Wiesen nach Gänseblümchen ab - wenigstens das war kein Problem – ich fand schöne, das hat mich glücklich gemacht. Ich hatte nur kein Gefäß, so dass ich nur wenige Blumen mitnehmen konnte. Beim Auto angekommen, durchsuchte ich meine Fototasche und fand doch tatsächlich einen Mini-Teddy. Er war so winzig, dass er mir nie aufgefallen war und dort wohl schon länger lag.

Normalerweise gehe ich immer gut vorbereitet und organisiert in einen Einsatz. Die Emotionen, die wir SternenkindFotografen zu bewältigen haben, beschäftigen uns schon genug. Ich war froh, dass ich wider Erwarten doch gut gewappnet ins Krankenhaus gehen konnte.

Gegen 18 Uhr kam ich im Krankenhaus an. Die Hebamme Claudia machte mir die Kreissaaltür auf. Sie wusste sofort, wer ich war und verkündet mir, dass die Eltern schon weg seien. „Oh nein, also nicht mal Handbilder!!“ Das war mein erster Gedanke. Claudia führte mich in den Raum, wo Alina im Wasser lag. Ich war ganz gerührt. Eine riesige wunderschöne Vase stand dort auf dem Wickeltisch.

In der letzten Zeit wenden immer mehr Krankenhäuser bei Sternenkindern die Wassermethode an. Es ist so eine einfache Methode und so wirkungsvoll. Die Kinder schweben dort im Wasser, wie im Mutterleib. So verändern sie sich nicht so schnell und können noch nach Stunden und Tagen den Eltern gegeben werden - falls diese länger brauchen, um sich zu verabschieden.

Claudia und ich waren ganz hingerissen von diesem perfekten Sternchen, das dort im Wasser lag. So friedlich! „Warum konntest du nicht noch ein paar Wochen durchhalten? Du hättest deinen Eltern so viel Freude machen sollen.“

Ich holte meine Kamera aus der Tasche und begann zu fotografieren. Schade, dass ich nicht mehr Blumen dabeihatte, dachte ich. Die Hebamme Claudia machte sich auf die Suche und kam mit wunderschönen Blümchen zurück. Ich war sehr gerührt, die Hebammen machen alle so einen tollen Job. Sie suchte auch Kleidung für Alina, fand aber nichts Passendes. Auch mit Mützen taten wir uns schwer. Entweder waren sie zu groß oder zu klein. Die Kleidung sollte aber auch zu Alina passen. Wir fanden eine kleine gehäkelte Windel, die unser beider Zustimmung fand. Ich war so dankbar für diese tolle, engagierte Hebamme. Ohne ihre Hilfe hätte ich nicht so schöne Bilder machen können.

Wieder draußen aus dem Krankenhaus musste ich mich sputen. Meine Theatervorstellung begann bald. Für mich ging das Leben normal weiter. Mit einem Sternenkind mehr im Herzen. Aber wie müssen sich die Eltern fühlen, die ihre Zukunft mit diesem kleinen Mäuschen geplant haben? Die Gedanken begleiteten mich den ganzen Abend.

Einsatzbericht von Bo's Mama

Am 5.2. bin ich mit meinem Partner Jan gegen 21.00 Uhr ins Krankenhaus gefahren. Seit circa 17.00 Uhr hatte ich Wehen, welche ich erst nicht als solche einordnete. Die Regelmäßigkeit war irgendwann sehr auffällig und wir fuhren los. Da ich seit Monaten ständig Blutungen hatte und auch schon mehrfach im KH war, wo es dem Kleinen immer gut ging, war ich dieses Mal zum ersten Mal entspannt und dachte, es wird schon alles gut sein. Im Untersuchungszimmer wollte die Ärztin ausschließen, dass ich kein Fruchtwasser verliere. Als sie das sagte, habe ich das weitere Szenario irgendwie schon vor mir gesehen. Sie machte einen Ultraschall, das Herz des Babys schlug, aber es war kaum noch Fruchtwasser vorhanden. Mein ganzer Körper fing an zu zittern. Es wurden weitere Tests gemacht und eine weitere Ärztin kam und untersuchte mich. Ich wäre gerne optimistisch geblieben, hatte aber sofort dieses Bauchgefühl, dass es nicht gut ausgehen wird. Sie erklärte uns dann, dass, wahrscheinlich durch Bakterien, mein Blasensprung verursacht wurde, und dass es sehr wahrscheinlich ist, dass das Baby in den nächsten drei Tagen zur Welt kommt.
Ich war Ende der 21. SSW, viel zu früh also. Sie erklärte uns, dass das Baby noch nicht überlebensfähig sei. Sie ließ uns kurz alleine, ich weinte viel und dachte, ich sei im falschen Film.

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Ein sehr bewegender Bericht einer Mama…

Wir haben lange versucht schwanger zu werden, immer ohne Erfolg. Nach 2 Jahren haben wir dann die Kinderwunschklinik kontaktiert. Wir haben dort eine Icsi Behandlung im Oktober 22 begonnen, alles verlief ohne Komplikationen, es wurden mir 2 Eizellen eingesetzt, die auch gleich den richtigen Weg gefunden haben und ich direkt beim ersten Versuch schwanger war. Die Freude war so unbeschreiblich schön, alles so unfassbar. Beide Eizellen hatten es geschafft - wieder war die Freude groß, alles schien so einfach.

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Einsatzbericht Karl

Mein emotionalster Einsatz, den ich je hatte…


Als die Einsatzanforderung einging, dachte ich nur: Hoffentlich hat jemand meiner lieben Kollegen:innen Zeit, denn mein Tag war so voll, dass ich es mir nur schwer vorstellen konnte, an dem Tag eine Familie zu begleiten.

 

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